„Löffelstöre" und Wortwechsel mit dem Jenseits in der Lorcher Realschule


Die Autorin des diesjährigen Prüfungsbuches für die Realschulabschlussprüfung, Kathrin Aehnlich, war am 2. Februar zu Gast an der Realschule Lorch. Sie las aus ihrem ungewöhnlichen Buch „Alle sterben, auch die Löffelstöre" und bezauberte die große Zuhörerschaft durch ihren natürlichen Charme und ihre Schlagfertigkeit auf die zum Teil provozierenden Schülerfragen.

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Freundschaft, Liebe, Krankheit, Tod und die ehemalige DDR

Etwas Besonderes hatten sich drei Schüler aus der Klasse 10a als Begrüßung der Autorin einfallen lassen. Sie inszenierten einen Wortwechsel mit dem Jenseits und führten damit gleich zu Beginn in das Buch ein, in dem es um Freundschaft, Liebe, Krankheit, Tod und die ehemalige DDR geht.


Dass Kathrin Aehnlich in dem Buch so ungezwungen und natürlich mit dem Sterben umgeht, begründete sie in der Fragerunde damit, dass sie nicht so ohne weiteres auf dieses Thema gekommen sei, sondern dass sie relativ früh einen jungen Freund verloren habe. Die Konfrontation mit Krankheit und Tod sei zwar schwierig, aber man solle davor keine Angst haben. Diese Auseinandersetzung sei eine wertvolle Erfahrung für einen selbst. Als sie einmal vor 300 Personen eine Grabrede halten musste, schwankte sie zwischen Weinen und Lachen. Das Lachen könne helfen, über die Trauer hinwegzukommen. „Das Sterben als Thema allein ist zu traurig; durch lustige Episoden wird die Trauer reduziert und besser bewältigt."


Autobiographische Elemente des Buches

Auf die Frage, ob die drei wesentlichen Charaktere biographische Züge hätten, meinte sie, dass Paul dem Charakter des oben erwähnten verstorbenen Freundes entspräche, die Geschichten um ihn jedoch mit viel Fantasie frei erfunden wären.


Eine Schülerin fragte außerdem genauer nach, wie sie auf den Titel „Löffelstöre" gekommen sei. Sie bekam zur Antwort, dass Kathrin Aehnlich diese Verknüpfung durch eine Arbeitsstelle im Zoo und dessen Direktor hergestellt hatte. Zum Schluss habe sie selber nicht mehr gewusst, ob es die Löffelstöre nun wirklich gebe oder ob sie diese erfunden habe.


Die im Buch dargestellte Situation im Kinderhort der ehemaligen DDR, verkörpert durch die autoritäre Erzieherin „Tante Edeltraut" und einige seltsame Rituale, erklärte Kathrin Aehnlich damit, dass der Erziehungsstil in den 60er Jahren wohl sehr autoritär gewesen sei. Wie sie später herausgefunden hatte, war dies nicht nur in der DDR der Fall, sondern auch in der BRD. Also seien wohl autoritäre Erzieherinnen in dieser Zeit eher „normal" gewesen.


Ein Buch mit „Schnitttechniken" aus dem Medienbereich

Ursprünglich kommt Frau Aehnlich aus dem Medienbereich Presse, Rundfunk, Film. Daher erklärt sie ihre Art zu schreiben auch damit, dass sie sie mit Schnitttechniken vertraut sei und diese „Cuts" aufs Buch übertragen wolle, damit die Spannung steigt und es interessanter wird. Damit können sich jetzt die Schüler den „verschachtelten", komplizierten Aufbau des Romans erklären.

Besonders stolz war Kathrin Aehnlich auf das Bild des Umschlagdeckels. Der berühmte Leipziger Künstler Michael Fischer habe mit diesem einfühlsamen Bild sehr viel Geschick bewiesen und gezeigt, dass er nicht nur Plattenbauten bemalen könne.


Die für die Schüler wohl wichtigste Frage nach zentralen Stellen, die sich als Prüfungsthemen eignen könnten, beantwortete Frau Aehnlich genau. Sie sei einerseits sehr stolz darauf, dass ihr Buch nun von so vielen jungen Leuten gelesen würde, andererseits fühle sie sich jetzt auch in der Pflicht, sich mit eben diesem Prüfungsaspekt zu befassen. So zählte sie Themen auf, die im Buch intensiv bearbeitet wurden wie das Sterben, die Väter und Familien der drei Hauptpersonen, sowie die besondere Freundschaft zwischen Skarlet und Paul.

Als Aufgabenstellungen könnte sie sich mehrere kreative Schreibformen denken, wie zum Beispiel einen Brief Pauls an seinen 16jährigen Sohn (also auf die Zukunft bezogen), oder ein Gespräch zwischen Skarlet und Christian, die sich nach der Beerdigung unterhalten.


Insgesamt war die Autorenlesung eine sehr gewinnbringende und kurzweilige Veranstaltung. Durch dieses Buch, in der Presse bezeichnet als „Leichtgewicht mit Tiefgang", konnte Frau Aehnlich ihre persönlichen Erfahrungen weitergeben. Die Botschaft, sich bei einem Schicksalsschlag der Sache offensiv zu stellen, kam sowohl bei den Jugendlichen an, als auch bei der sonstigen Zuhörerschaft, weil Frau Aehnlich sich und ihr Buch sehr authentisch präsentierte.